Foto: Marcel Schwickerath, Berlin

Architektur und Kunst – abhängig von der eigenen Perspektive sind sie mindestens verwandt, teilweise gar ein und dasselbe. Manch einer ist dagegen um die Darlegung einer konsequenten Trennung der Disziplinen bemüht; die zwei Seiten der Medaille gewissermaßen.

Ich verstehe das beständige Abwägen an dieser Stelle als unabdingbar; dynamisch soll es bleiben. Worüber man aber sich aber meines Erachtens nicht streiten sollte, sind die Schnittstellen an den Disziplingrenzen, die die Berührungspunkte zwischen den Bereichen ausmachen – zwischen Baukunst und Skulptur, Malerei oder auch Literatur. Erkennt man diese, lassen sich entsprechende Synergieeffekte nutzen.

Immer schon haben die Akteure sich aufeinander bezogen und selbst in der inhaltlichen Abgrenzung von einander profitiert. In der Realität sind wir jedenfalls konfrontiert mit Künstlern, die Architektur machen und Architekten, die Kunst machen – und Menschen, die sich beiden Disziplinen bedienen. Die Ergebnisse begegnen uns z.B. in Form von Bauwerken, Fotografie, Kunstwerken und Mode.

Stadtplanung, Architektur und Innenarchitektur definieren den Raum in dem wir uns bewegen. Raum kann viel. Er unterstützt unsere Verortung, definiert Breite, Höhe und Tiefe, Perspektive und schafft Choreographien des Alltags. Neben aller Funktionalität zeichnet er sich aus durch Gestaltung und den Puls der Zeit.

Verblüffend bleibt die Beobachtung, dass, obwohl gebaute Strukturen in unserem Alltag übermäßig präsent sind, diese erstaunlich wenig Beachtung finden. Nur langsam zeigt sich hier der Wandel der Wahrnehmung, bedingt durch den Wandel der Zeit. Als aktive Akteure und Spezialisten für das Thema Raum stellen wir von KEGGENHOFF I PARTNER fest, dass das Thema gesamtgesellschaftlich intensiver wahrgenommen wird und seinen Platz in Diskursen jeglicher Couleur findet – nicht nur in der Lehre, interdisziplinären Teams, sondern auch im Feuilleton. Zum Beispiel wenn es um den öffentlichen Raum geht. Die Kunst stellt hier gewöhnlich Fragen, die Architektur reagiert und strebt nach Antworten.

Architektur bedeutet sich mitzuteilen, Stellung zu beziehen. Ohne Worte. Dabei ist die Architektur in Analyse, Interpretation und Gestaltung niemals kontextfrei zu betrachten. ‚Gute’ Räume sind zielorientiert, berühren, lösen Emotionen aus, schaffen Lebensqualität. Für die Individualität im Raum ist zweifelsohne der Mensch zuständig. Architektur funktioniert hier im Zusammenspiel als persönliches Identifikations- und Kommunikationsmittel. Durch seine verortende Wirkung schafft Architektur immer auch Identität.

Hier kommen dann auch die ortsspezifischen Gegebenheiten zum Tragen – Land, Stadt, Region, Beschaffenheit und Atmosphäre des zu bebauenden Ortes. Den Einbezug dieser beispielhaften Faktoren nennt man Genius Loci. Dieser kann schon im Entwurf zum Ansatz hervorgehoben werden, um sich dann in der baulichen Umsetzung zu manifestieren.

Projekte, die einzig der Repräsentation dienen, negieren diesen Ansatz allerdings oft und nutzen die Strahlkraft eines international etablierten Büros, um sich gewissermaßen mit ‚gekauften’ Federn zu schmücken und sich über regionale Besonderheiten hinwegzusetzen. Kritiker und Befürworter werden nicht müde, die Frage nach der Legitimität zu verhandeln. Auch diesen Diskurs schätze ich sehr und sehe in diesem auch den ‚State of the Art’ der Architektur und gleichermaßen seine Zukunft. Die Dinge im Fluß anzuerkennen ist ein wichtiges Zugeständnis. Sich selbst im Fluß anzuerkennen ebenfalls, betrachte ich doch uns Architekten / Innenarchitekten als Manager von Veränderung. Damals schon, jetzt und zukünftig.