Schauspieler Daniel Sträßer (links) und Vladimir Burlakov (rechts) / Foto: SR-Kommunikation_ds

Am 24. September 2021 wird Schauspieler Daniel Sträßer, vielen bestens bekannt als feinsinniger Ermittler Adam Schürk an der Seite seines Kumpels Leo Hölzer alias Vladimir Burlakov im neuen Saarbrücken-TATORT, zu uns ins Sauerland kommen und aus dem preisgekrönten Roman „Fang den Hasen“ von Lana Bastasics lesen.

Daniel Sträßer studierte an der Universität Mozarteum Salzburg Schauspiel, das er im Jahr 2011/2012 erfolgreich abschloss. Bereits während seiner Ausbildung spielte er bei den Salzburger Festspielen in „Ein Sommernachtstraum“ mit und debütierte 2011 als Romeo am Wiener Burgtheater, an dem er dann viele Jahre festes Ensemblemitglied war.

Für KULTUR ROCKT – Das Magazin haben wir mit dem Schauspieler gesprochen.

Im Jahr 2019 hast Du eine der beiden Hauptrollen im neuen Saarbrücken-Tatort angenommen. Wie kam es dazu?

Viele Jahre zuvor wurde ich schon einmal zu einem Casting für den Saarbrücken-Tatort eingeladen, am Ende habe ich die Rolle aber nicht bekommen. Als dann im Jahr 2019 die erneute Anfrage und Casting-Einladung kam, war natürlich meine erste Frage: „Warum habt Ihr mich damals nicht genommen und fragt jetzt erneut an?“ Der Regisseur antwortete: „Wir waren alle einer Meinung: Der Sträßer ist so gut, den heben wir uns für später auf.“

Das war ein großes Kompliment, und da mich das Konzept, Drehbuch, Regie und Besetzung überzeugten, habe ich zugesagt.

Der Tatort ist in Deutschland eine Institution. Hattest Du Sorge, bei einer Zusage für immer den Stempel des Ermittlers aufgedrückt zu bekommen?

Der  Saarbrücken-Tatort ist der einzige Tatort, von dem es lediglich eine Folge pro Jahr gibt. So bleibt ausreichend Freiraum für andere Rollen. Im Frühjahr 2022 wird übrigens die nächste Folge in der ARD zu sehen sein.

Wie ist die Zusammenarbeit mit Deinem Kommissarkollegen Leo Hölzer, gespielt von Vladimir Burlakov? Kanntet Ihr Euch bereits zuvor? Und ist aus der Filmfreundschaft auch eine reale Freundschaft geworden?

Tatsächlich haben wir uns erstmalig beim Casting gesehen und kennengelernt. Wir sollten zwei Szenen aus dem Drehbuch des ersten Tatorts „Das fleißige Lieschen“ spielen. Es hat mit Vladimir direkt gepasst. Unserem Spiel und der sich entwickelnden Dynamik von uns beiden hat man das offensichtlich auch angemerkt, denn wir wurden unmittelbar für die Rollen verpflichtet. Das Besondere ist, das aus der Zusammenarbeit eine Freundschaft entstanden ist, die über den Tatort hinausreicht. Wir sind zu Komplizen im echten Leben geworden (lacht).

Woran erkennt man wahre Freundschaft?

Zunächst einmal muss man sich sehr, sehr mögen. Bei einer wahren Freundschaft ist eine irrsinnige Sympathie und Liebe einfach da. Alles andere ergibt sich. Eine Freundschaft wächst, wo es auch mal schwierig ist. Um der Schwächen der anderen Person wissen, in den Konflikt treten, Zweifel und Schwierigkeiten hintersichlassen und daraus neue Kraft schöpfen.

Was beeindruckt Dich an Deiner Rolle des Adam Schürk?

Der Drehbuchautor Hendrik Hölzemann hat die Rolle reich an Facetten und Tiefe ausgestattet. In jeder Folge, die wir drehen, lerne ich mehr über Adam Schürk. Besonders fasziniert mich, in seine geschundene Biographie hineinzublicken und diese zu überwinden. Trotz seiner Vergangenheit hat er sich seine Verletzlichkeit erhalten.

Ein weiteres Kernthema des Saarbrücken-Tatorts ist die Vergangenheit. Werden wir immer von ihr eingeholt?

Ja! Jeder Mensch steht nur dort auf Grund von Millionen von Entscheidungen, die er in der Vergangenheit getroffen hat. Sie werden automatisch zur Biographie der Person. Ich halte nichts davon, Entscheidungen aus der Vergangenheit zu bereuen, denn das würde bedeuten, man würde seine eigene Biographie bereuen.

Lange Zeit warst Du festes Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater. Theater, Fernsehen oder Kino?

Die Mischung macht´s. Ich habe in letzter Zeit einige Serien gedreht und dabei viel für Sky gearbeitet. Irgendwie sind ja Serien das Format der Stunde. Das hat mir große Freude bereitet. Gleichwohl vermisse ich das Theater sehr und hoffe, dass es bald wieder losgehen kann. Die Pandemie hat vor allem dem Theater komplett den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich möchte allerdings nicht mehr fest in einem Ensemble sein, sondern nur gastieren, wie ich es beispielsweise am Schauspielhaus Zürich gemacht habe, damit noch Zeit für andere Projekte bleibt. Mich reizen die unterschiedlichen Herausforderungen. Für mich ist das Theater wie ein wichtiges Training. Bei einer Darstellung muss man lange am Stück präsent sein. Ich mag die inhaltliche Auseinandersetzung sowie wach und neugierig zu bleiben.

Du reißt zu Deinem nächsten Dreh ins Ausland. Welche drei Dinge dürfen auf keinen Fall fehlen?

(Überlegt.) Auf jeden Fall ein Kuscheltier meines Sohnes: Ein kleiner Löwe. Eine Bluetooth-Box, da ich morgens als erstes immer Musik höre. Am liebsten FIP Radio, einen französischen Sender. Und mein Drehbuch darf nicht fehlen, denn wenn mir plötzlich eine Idee zu etwa einer Szene kommt, muss ich sie einfach auf Papier festhalten. Dann schreibe ich sie direkt an die entsprechende Stelle ins Drehbuch. Ich finde, ein Drehbuch darf auch gern gelebt aussehen!

Stelle Dir vor, es gebe auf dieser Welt nur einen einzigen Song. Welcher ist es?

„Lover, You Should´ve Come Over“ von Jeff Buckley.

Wie sieht ein klassischer Tag von Dir aus?

Da ich wegen Dreharbeiten häufig in den verschiedensten Ländern der Welt unterwegs und dort nicht selten mehrere Wochen am Stück bin, gibt es den einen klassischen Tag bei mir eigentlich nicht. Wenn ich dann mal zu Hause sein kann, ist ein Ritual von mir, morgens Croissants im Ofen aufzubacken.

Wem würdest Du einen Oscar verleihen? Und warum?

Dem Film „Der Rausch“ von Thomas Vinterberg mit Mads Mikkelsen. Er ist ein kongeniales Meisterwerk. Den Oscar für den Besten Internationalen Film hat er allerdings Anfang dieses Jahres bereits bekommen.

Worauf können wir uns bei Deiner Lesung am 24. September 2021 am meisten freuen?

Beim Vorlesen habe ich großen Spaß. Ich hoffe, dass sich dieser direkt auf das Publikum überträgt!

Herzlichen Dank für das Gespräch, Daniel.

 

Mit Daniel Sträßer sprach Matthias Berghoff.