Ausnahmetalent, Echopreisträger, gefeierter Solokünstler. Die Superlative häufen sich bei Alexander Krichel und Felix Klieser. Und keiner ist zu hoch gegriffen. Krichel und Klieser haben als Musiker schon beeindruckende Solokarrieren bestritten, nun finden beide zu einer besonderen Konzertreihe zusammen. Für das Kultur-Rockt-Magazin haben die Künstler vorher ein gemeinsames Interview gegeben.

 

Wie haben Sie sich kennen gelernt?

Klieser: „Als die Planungen für mein Konzert beim Klassikfestival „MDR Musiksommer“ im Jahr 2014 begannen, haben mein Management und ich überlegt, mit welchem Künstler ich zusammen auftreten könnte. Relativ schnell viel unsere Wahl auf Alexander Krichel, den ich flüchtig bereits auf verschiedenen Preisverleihungen gesehen hatte. Wir haben ihn dann über seinen Agenten kontaktiert, und er hat direkt zugesagt.“

Krichel: „Ja, es war von Beginn an eine gemeinsame Chemie zwischen uns vorhanden, wir sind sowohl musikalisch als auch menschlich auf einer Wellenlänge. Auf der Bühne verstehen wir uns selbst ohne Worte.“

 

Sie haben beide bereits in sehr jungen Jahren mit Ihren Instrumenten begonnen. Was hat die Musik damals für Sie bedeutet, und was bedeutet die Musik für Sie heute?

Krichel: „Als Kind war die Musik für mich in erster Linie eine Form von Kommunikation. Auf Grund der Tatsache, dass meine damalige Klavierlehrerin ausschließlich Russisch sprach, konnten wir uns nur über die Musik verständigen. Heute bin ich davon überzeugt, dass Musik das direkteste Ausdrucksmittel überhaupt ist. Musik ist immer radikal ehrlich.“

Klieser: „Da ich keinen musikalischen Familienhintergrund habe, bin ich zur Musik gekommen wie andere zum Fußballspielen. Ich glaube, ich habe ein Horn mal in irgendeiner Kindersendung gesehen und seitdem war ich aus irgendeinem Grund fasziniert von diesem Instrument. Ich wollte unbedingt Horn spielen. Es war also anfangs ein Hobby, bei dem der Spaß, Musik zu machen, im Vordergrund stand. Später kam dann der Ehrgeiz dazu, das Hornspielen zu perfektionieren. Ich finde, keine Form kann Emotionen besser transportieren als die Musik.“

 

Sie eint u.a. die absolute Leidenschaft für Ihre Instrumente. Wie hält man als erfolgreicher Künstler diese Leidenschaft brennend?

Krichel: „Ich denke, als Künstler sollte man nie vergessen, warum man zur Musik gekommen ist. Zudem befindet man sich immer auf dem Weg, nach Wahrheiten suchend. Wir Musiker streben zwar nach Perfektion, jedoch sind wir uns bewusst, dass wir diesen Zustand niemals erreichen können. Es ist eher eine Annäherung. Reizvoll ist dabei vor allem die ständige Weiterentwicklung, als Mensch und als Künstler.“

Klieser: „Da kann ich nur zustimmen. Wir sind auf einer spannenden Reise und müssen immer absolut ehrlich zu uns sein, damit wir die Emotionen in der Musik auf der Bühne hervorbringen können. Ich möchte darüber hinaus das leider noch recht unbekannte Instrument Horn den Menschen näher bringen. Es gibt einen reichen Schatz an Literatur für das Horn. Eines meiner persönlichen Ziele ist es, dass Horn als Soloinstrument zu etablieren.“

 

Hat es die klassische Musik heute schwerer, ein breites Publikum zu finden?

Krichel: „Bedauerlicherweise existieren immer noch zahlreiche Barrieren bzw. Vorurteile, was die Klassik angeht. Diese sind aber gar nicht mehr zeitgemäß, niemand muss beispielsweise mit profundem Hintergrundwissen in ein klassisches Konzert gehen. Und Scheu braucht man sowieso nicht zu haben. In Venezuela z.B. gibt es vor allem auch bei jungen Leuten erfreulicherweise deutlich weniger Berührungsängste als hier in Deutschland.“

Klieser: „Genau, niemand sollte Hemmnisse haben, ein klassisches Konzert zu besuchen. Einfach mal darauf einlassen, dann stellt man fest, wie modern Klassik ist und wie viel sie einem gibt.

 

Mit Alexander Krichel und Felix Klieser sprach Matthias Berghoff.